Valve, so scheint es, will den finalen Entscheidungskampf gegen Spielekonsolen wie die Playstation 4 und die XBox One angetreten haben. Mit verschiedenen Steam Machines und einem Steam Controller, der Maus und WASD überflüssig zu machen scheint, sind wohl einige der schwierigen Hürden genommen. Doch was steckt tatsächlich hinter den Steam Machines, dem Controller – und vor allem, was sonst hat Steam zu bieten, damit es wirklich Valve versus Spielekonsolen heißt.
Entstehung von Valve, Steam und der Hintergrund
Wer sich etwas mit der Entwicklung auf dem Spielemarkt umgesehen hat, dem wird sicher nicht Valve entgangen sein. Das Unternehmen, das von zwei einstigen Microsoft-Mitarbeitern mit dem Anspruch, noch hochkarätigere Spiele zu entwickeln, an den Start ging, ist längst noch einen Schritt weiter gegangen. Mit Steam kam eine Internet-Plattform, die den Erwerb, aber auch das Spielen selbst, beispielsweise im Multiplayer-Status, deutlich vereinfacht. Aber auch das war Valve nicht genug. 2013 und 2014 haben bei den Fernsehherstellern gezeigt, dass Multimedia nun doch letztendlich Einzug ins Wohnzimmer hält. Da aber, so könnte man sagen, sind schon alle Sitzplätze belegt – durch die Konsolenanbieter wie Sony oder Microsoft. Es ist also ebenfalls nicht verwunderlich, dass Steam auch darauf reagiert hat. Zwei entscheidende Projekte wurden damit vorangetrieben, die Steam vorwärts bringen sollen – Steam-Machines und entsprechende Controller. Doch schafft es Valve tatsächlich, Playstation, Wii und XBox echte Konkurrenz zu sein?
Die Konsolen-Hardware: Die Steam Machines
Dazu wollen wir zunächst einen genauen Blick auf die Steam Machines von Valve werfen. Damit es klar wird: Valve ist „nur“ der Initiator von Steam, der Online Plattform für Spiele. Die Entwicklung und die Herstellung der „Steam-Konsolen“ hat man weitgehend Drittanbietern überlassen. Neben großen Namen wie Asus oder Alienware finden sich auch Hersteller-Namen wie iBuypower oder Digital Storm. Mehr als 15 Steam-Konsolen hat Valve soeben auf der GDC in San Francisco vorgestellt. Auf den ersten Blick, also ohne die technischen Details zu kennen, sind die Designs, aber auch die Preise weit auseinanderklaffend. Das Design reicht vom einfachen Gamecube über Modelle, die wie eine Modding-Version von PS oder XBox-Konsolen aussehen bis hin zu kleinen Midi-Tower-Designs. Damit wird zunächst schon mal klar, dass Modding sehr wohl eine Komponente des Gesamtkonzepts zu sein scheint – zumindest wird diese Zielgruppe konkret angesprochen.
Bei der Leistung liegen Steam Machines klar vor herkömmlichen Konsolen
Modder sind oft auch diejenigen, die einen Gamer-PC entsprechend hochrüsten. Genau danach sieht dann auch das Innenleben der von Valve gezeigten Steam Machines aus. Hier liegt die aktuelle Achillesferse der herkömmlichen Spielekonsolen. Die sind nämlich in ihrer Computerleistung deutlich eingeschränkt. Dagegen bringen die Steam Machines von Valve durchaus Leistungen auf dem hohen Niveau von exklusiven Gamer-PCs. Bei iBuypower beispielsweise gibt es dann Ende des Jahres für knapp 500 US-Dollar eine Steam Machine mit einer CPU aus AMD-Mehrfach-Kernen, dazu eine Grafikkarte wie die AMD Radeon R9-270 und satten 500 GB Harddrive. Bei Digital Strom dagegen sind andere klassische Modding-Elemente zu finden.
Aber auch die Preise sind heiß
Dazu gehört eine Wasserkühlung für den Prozessor, ein leistungsstarkes integriertes Netzteil mit 700 Watt und auch eine High-Performance-GPU wie die GTX Titan. Dabei liegt der Preis dieser Steam Machine aber auch bei rund 1.500 Dollar. Alienware dagegen tritt an und will jedes Jahr eine neue Steam Machine veröffentlichen. Damit soll der Nachteil, den sich diese Konsolen mit herkömmlichen Konsolen teilen, nämlich dass man nicht auf- oder nachrüsten kann, egalisiert werden.
Laut Valve ist es vor allem die breite Auswahlmöglichkeit an unterschiedlichen Steam Machines, die den feinen Unterschied ausmachen soll. Jeder Spieler kann sich, passend nach seinen Vorstellungen die optimale Performance aussuchen. Was natürlich auch von der Größe der Geldbörse abhängt und somit auch finanzschwächeren Daddlern den Einstieg gewährleistet. Übrigens läuft auf den Steam Machines eine von Valve modifizierte Linus-Version, nämlich SteamOS.
Klein, aber wohl die wichtigste Komponente: Das Steam Gamepad
Bereits letztes Jahr, als Valve die Steam Machines groß ankündigte, war schnell klar, dass der eigentliche Schwachpunkt bzw. Schwierigkeit nicht die Konsolen sind. Vielmehr sollte es die „Übersetzung“ der Konsolenbedienung sein. Hier hat sich neben der Maus vor allem die WASD-Tastaturkombination durchgesetzt. Mit dem entsprechenden Steam Gamepad scheint Valve nun auch dieses Problem in den Griff zu bekommen, auch wenn die Bedienung auf den ersten Blick ungewöhnlich ist. Rechts befindet sich ein kleines rundes Pad, das mit dem Finger bedient wird – wie eine Maus.

Links befindet sich ebenfalls ein Pad, aber mit einem vertieften Kreuz – das spiegelt die WASD-Funktion wieder. Erste Tests, die auf der GDC durchgeführt werden konnten, haben gezeigt, dass die Bedienung wirklich schnell in Fleisch und Blut übergeht. Selbst die Reaktionszeiten werden durch das neuartige Pad spektakulär verbessert. Einzig das Plastikgehäuse wirkt eben noch wie Plastik und nicht wie hochwertiger Kunststoff. Aber daran wird Valve vielleicht noch arbeiten. Für die Energieversorgung werden zwei Batterien eingesetzt, die rund 80 Stunden halten sollen.
Weitere Strategien von Valve, das Wohnzimmer zu erobern
Das würde sich schon alles ganz gut anhören. Aber Valve scheint wirklich nichts dem Zufall überlassen zu wollen. So gibt es inzwischen auch Steam Link, was in etwas mit den Stream-Tools von Google zu vergleichen ist, mit denen YouTube-Inhalte auf den Fernseher gestreamt werden. Außerdem erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit HTC. Die Augmented Reality scheint der IT-Hersteller mit HTC Vive derzeit schneller zur Serienreife zu bringen, als die noch vor zwei Jahren hochgelobte Oculus Rift, die nunmehr vom Vorreiter zum Verfolgten wurde – obwohl Samsung und Facebook einstiegen.
Die Zukunft werden wohl Faktoren wie AR entscheiden
Aber auch Sonys Morpheus kommt einfach nicht in die Pötte und wird wohl ebenfalls hinterher hinken. Es stellt sich also die Frage, wird Valve der Playstation und der XBox wirklich zur Gefahr werden? Die Frage kann derzeit noch klar verneint werden, denn bei den Steam Machines fehlen wichtige Eigenschaften wie das Abspielen von BlueRays. Außerdem können auch mit der Steam-Plattform nur die dort verfügbaren Spiele gespielt werden. Es müsste also auch ein Emulator an Bord, den Sony und Microsoft aber wohl nie akzeptieren würden. Damit kocht Steam auch nur mit Wasser und es ist eher fragwürdig, ob der massive Investitionseinsatz tatsächlich zum gewünschten Erfolg führen wird. Schafft es Valve aber, auch bei AR die Vorreiterrolle zu gewinnen, könnte das so etwas wie einen massiven Zeitvorsprung bedeuten. Es kommt dann darauf an, was Valve daraus macht.







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