Mit den richtigen Games zeigen die neuen Konsolen, was in ihnen steckt. Die PS4 und XBOX One Launch Titel im Check.
Launch Titel für die PS4 und XBOX One
Eine alte Binsenweisheit gilt heute immer noch: Jede neue Hardware ist nur so gut wie ihre Software. Oder anders: Nur mit den passenden Games können die neuen Superkonsolen PS4 und XBOX One ihre Stärken auch wirklich ausspielen, buchstäblich. Und im Softwareaufgebot ist diesmal wirklich alles dabei: Grafikblender, die eindrucksvoll die neuen technischen Möglichkeiten demonstrieren, spielerisch aber nicht viel hergeben. Oder Perlen, die grafisch hinter dem maximal Möglichen zurückbleiben, dafür aber mit ihrem Gameplay überzeugen.
Ryse: Son of Rome
Du willst dich selbst oder Freunde beeindrucken und erleben, was die XBOX One grafisch draufhat? Dann ist „Ryse“ die erste Wahl. Superscharfe Texturen, flüssige Animationen: Das Game ist das Startgame für die XBOX One, das technisch am meisten beeindruckt. Nichts zu meckern gibt es auch beim noch unverbrauchten Szenario: Du schlüpfst in die Haut eines römischen Soldaten während eines mehrjährigen Feldzugs gegen die Barbaren. An der Höchstwertung schrammt das Game aber vorbei, und das liegt am Gameplay. Im Infight mit den Barbaren dreht sich alles nur ums rechtzeitige Drücken der richtigen Knöpfe. „A“ zum Blocken, „X“ zum Zuschlagen. Alternativ: Mit „Y“ die Deckung brechen und dann mit „X“ zuschlagen. Später kommt noch „B“ dazu, um nicht blockbaren Angriffen auszuweichen. Am Ende leuchtet der Gegner in Blau oder Gelb auf, was signalisiert, welche Tasten am Controller für den „Finishing Move“ zu drücken sind. Da wird dann in Nahaufnahme regelrecht zelebriert, wie das Gegenüber zum Beispiel einen Arm verliert, bevor das Schwert von hinten durch den Bauch oder Hals stößt. Das erklärt dann auch die Altersfreigabe „ab 18“. Die gesamte Singleplayer-Story ist in weniger als fünf Stunden abgehandelt. Was arg kurz ist, viel länger hätte das eindimensionale Gameplay den Durchschnittsgamer aber sowieso kaum bei Laune gehalten.
Unser Fazit: Ein deftiger, technisch sauberer, aber kurzer Spaß
Killzone: Shadow Fall
Als mittlerweile vierter Teil der Serie baut „Killzone: Shadow Fall“ auf der Story der Vorgänger auf: Der Krieg zwischen ISA und Helghast hatte in Teil drei ja ein dramatisches Ende genommen. Nach der Zerstörung ihres Heimatplaneten finden die Überlebenden Helghast nun Unterschlupf auf den Planeten ihrer Erzfeinde. Vekta wird kurzerhand geteilt. Was natürlich für neue Konflikte sorgt. Logisch, sonst gäbe es in dem Ego-Shooter ja nichts zu tun… Was „Ryse“ für die XBOX One ist, ist „Killzone“ für die PS4: Vorzeigetitel, der demonstriert, wie viel Power in der neuen Konsole steckt: Licht- und Schattenspiele an allen Ecken und Enden, hohe Weitsicht, flüssige Bildrate bei 1080p Auflösung, scharfe Texturen und Level, die endlich einmal nicht ins Killzone-typische Einheitsbraun getaucht sind. Das sieht diesmal alles sehr fein aus! Den Einstieg ins Spektakel erleben wir als Dreikäsehoch, der eng an den Fersen seines Vaters die dramatischen Tage nach der Teilung erlebt, auf der falschen Seite der gigantischen Mauer, die Vektaner und Helghast trennt. Beim Gameplay bedient sich „Shadow Fall“ erneut der klassischen Ego-Shooter-Mechanik, aufgepeppt um das strategische Element eines schwebenden Drohnen-Helferleins. Das kann nicht nur Gegner angreifen, sondern den Helden auch mal wiederbeleben. Damit gewinnt „Shadwo Fall“ zwar auch keinen Preis für Innovation, aber ein solider Shooter mit sehenswerter Optik und der beste PS4-Launchtitel ist es allemal.
FIFA 14
Für die PS4 und XBOX One hat EA das laut vielen Fans „beste FIFA aller Zeiten“ nochmal aufgepeppt. In den Nahaufnahmen der Replays wirken die Spielszenen noch authentischer, auf den Zuschauerrängen klatschen keine 2D-Pappkameraden, sondern ausmodellierte Fans. Aber auch beim Gameplay werden Profis gegenüber den „Last Gen“-Konsolen subtile Unterschiede bemerken. Dribbling funktioniert jetzt runder, und die Vielzahl zusätzlicher Animationen lässt den Spielfluss insgesamt flüssiger wirken. Alles prima im FIFA-Land? Leider nein. Einige Spielmodi wie der beliebte Offline-Turniermodus haben es nicht auf PS4 und XBOX One geschafft. Zeitmangel? Vielleicht. Trotzdem eine reale Spaßbremse.
Battlefield 4
Kaum jemand kauft den EA-Shooter wegen des kurzen, aber intensiven Storymodus, also reden wir gleich über die Stärke des Spiels: Der Mehrspielermodus. In Fahrzeugen oder zu Fuß geht es online zur Sache. Während die Last-Gen-Versionen hier deutlich Grafikschwächen zeigen, können PS4 und XBOX One hier ordentlich mit Details und Effekten punkten. Das sind die Plattformen, auf denen man „BF4“ spielen muss. Noch hübscher wird’s nur auf einem wirklich potenten Gaming-PC. Toll: Der Commander-Modus, bei dem ein Spieler die strategische Planung für sein Team übernimmt. Weniger toll: Die zahlreichen Bugs zum Beispiel beim Serverbrowser, die Entwickler DICE noch beseitigen muss.
Forza Motorsport 5
Um den McLaren P1 herumgehen, alle Details nah mustern, die Flügeltüren öffnen, einsteigen, den Motor starten… Im Showroom-Modus merkt man sofort: Turn 10 hat „Forza 5“ für Autofans entwickelt. Alle 200 Autos im Spiel, vom Kleinwagen bis zum Rennboliden, sind detailliert nachmodelliert. Die sollen natürlich nicht nur bestaunt sondern auch gefahren werden. Dazu laden 14 Strecken ein, darunter erstmals in der Geschichte der Reihe der Klassiker Laguna Seca. Die Grafik flutscht dabei mit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde über den Bildschirm. Das etliche Strecken landschaftlich nicht gerade spektakulär wirken, ist allein geografischen Gegebenheiten geschuldet. Einzelne Highlights wie der fiktive Kurs mitten durch die Innenstadt von Prag zeigen nämlich, dass es auch anders geht. Wow, hier ist Geschwindigkeitsrausch garantiert. Nicht so toll finden wir, wie Microsoft im Spiel versucht, Kunden zum Kauf von virtuellen Autos mit Echtgeld zu verleiten. Bei Free2Play-Games mag eine derartige Mechanik ja in Ordnung sein, bei einem Vollpreisspiel um 70 Euro ist sie aber deplatziert.
Assassin`s Creed 4 – Black Flag
Stimmt schon: Das Game sieht auf den „alten“ Konsolen schon sensationell gut aus, insofern ist der Sprung auf PlayStation 4 beziehungsweise XBOX One kein gewaltiger. Aber zu noch hübscheren Wellen, intensiveren Wettereffekten und schärferen Texturen sagt kein Gamer nein. Dass „Assassin`s Creed 4 – Black Flag“ als einziges Game in unserem Next-Gen-Spezial die Höchstleistung verdient, ist außerdem seinen inneren Werten geschuldet. Will man alle Nebenaufgaben des Piratenabenteuers erfüllen, ist das eine Mammutaufgabe, die mehr Zeit als die kommenden Weihnachtsfeiertage in Anspruch nimmt. So atmosphärisch hat es sich noch nie virtuell durch die Karibik geschippert: Die Mannschaft stimmt authentische Seemannslieder an, bei Unwetter tanzt das Schiff wie eine Nuss-Schale auf den Wellen, und wenn eine schwerbewaffnete aber behäbige Galone sturmreif geschossen und geentert wird, ist das einfach ganz großes Kino. Kombiniert ist das Ganze mit klassischem „Assassin`s Creed“-Gameplay an Land, mit Meuchelmorden und Erklettern von Gebäuden. Das mach Black Flag zum Besten „Assassin`s Creed“ aller Zeiten und zu einem klaren Kauftipp.
Knack
Statt bewährte Marken wiederzukauen, hat Sony mit „Knack“ kurzerhand einen frischen Videospielhelden aus der Taufe gehoben, was immer mit einem Risiko verbunden ist. Dafür möchte man die Japaner loben. Das fällt angesichts des Ergebnisses aber schwer. Held im Spiel ist ein Robotor („Knack“), der als kleiner Jungspund beginnt und sich im Laufe des Spiels immer mehr magische Relikte einverleibt, wodurch er wächst und magische Kräfte erlangt. Das Ganze ist ein klassischer Plattformer geworden, der nur leider so gar nicht nach „Next-Gen“ aussieht. Die Umgebungsgrafiken wirken einfach altbacken. Nun mögen Kenner durchaus würdigen, dass sich Knack aus hunderten Einzelteilen zusammensetzt, was nur die Power der PlayStation 4 möglich macht. Der Durchschnittsgamer aber wundert sich. Das wäre alles nicht so schlimm, würde das Game wenigstens spielerisch brillieren. Über das Niveau eines monotonen Durchschnittsplattformers kommt Knack aber nicht hinaus.
Dead Rising 3
Klingt harsch, ist aber so: Beim ersten Kontakt mit Capcoms Zombie-Gemetzel dürfte sich so mancher fragen, ob er versehentlich die letzte Konsolengeneration angeworfen hat. Besonders der Vorspann leidet unter Detailarmen Szenen und niedrig aufgelösten Texturen. Aber keine Bange: Im eigentlichen Spiel wird’s besser. Und wenn dann buchstäblich hunderte Zombies gleichzeitig über den Bildschirm schlurfen, dann kommt tatsächlich Next-Gen-Feeling auf. Als einer der wenigen Überlebenden einer Zombie-Epidemie geht es (wieder) darum, mit Hausmitteln das Überleben zu sichern. Die verschiedenen im Spiel gefundenen Gegenstände lassen sich zu wirklich abgefahrenen Waffen kombinieren. So wie der zur Selbstschussanlage umgebaute Teddybär. Auch irre Gefährte wie eine Kombi aus Motorrad und Straßenwalze sind möglich. Ideal, um sich den Weg durch die Zombiemassen zu bahnen… Spielerisch ist der interaktive Überlebenskampf, der sich selbst nicht ernst nimmt, erste Sahne.